Nockenwellenrad und Steuerkette durchgerutscht

[guy.brush]

Hallo zusammen,

ich wollte hier ja mal noch einen Technik Thread aufmachen zu unserem Defekt, der uns in Griechenland ereilt hat, siehe anderer Thread (viewtopic.php?f=8&t=1646)

Vorgeschichte zum Mopped:
Die Maschine ist frisch beim Service gewesen, inklusive Ventilspielkontrolle (und Einstellung, es war tatsächlich knapp außerhalb der Toleranz). Laufleistung war 12k, wäre also noch keine Kontrolle nötig gewesen, aber wir dachten bevor mans dann bei 24k machen sollte und sonstwo auf der Welt rumhängt...
Dem Mech vertrauen wir zu 100% und wir waren bei der Inspektion anwesend und wissen, dass da kein Unfug getrieben wurde.
Was erwähnenswert ist: Der Vorbesitzer der Maschine hat dieses CRF250L'12-20 - CRF's Only Heavy Duty Clutch Kit verbaut. (https://www.crfsonly.com/catalog/produc ... ts_id/5894)

Was passiert ist: Wir waren in Griechenland offroad mit Gepäck unterwegs auf dem TET. Starke Steigung, ausgewaschener Trail, erst lag das eine Mopped, dann das andere. Soweit kein Problem. Beim zweiten Versuch klappte der Abschnitt mit der ersten Maschine, aber die zweite Maschine wollte sich den Berg einfach nicht hoch bewegen, die hatte plötzlich super viel Leerweg am Kupplungshebel. Irgendwie weiter versucht, dran gezogen, dann war der Leerweg wieder normal, aber die Kupplung fasste noch immer nicht so recht, mit viel Gewalt und anschliessend völlig verbrannter Kupplung war sie dann oben. Der Abschnitt war nur ein kurzer Aufstieg, vllt 20m, dann etwas schieben, danach wurde es flacher und es gab zum Glück einen Abzweig zur Straße runter, den konnte man einfach ohne Motor herunterrollen.

Unten angekommen den Kupplungszug eingestellt, sodass die verbrannte Kupplung wieder griff. Bei einer Werkstatt angerufen, wir können vorbei kommen, ca. 30km entfernt. Davon haben wir dann ca 5km geschafft, dann Motor aus, während der Fahrt.

Die Werkstattjungs haben uns dann mit nem Van geholt. Die Kommunikation war schwierig, da wir kein Griechisch und sie kein Englisch sprachen, aber mit Hilfe der Schwester des Hauses konnte einigermaßen übersetzt werden. Die Kupplung interessierte die erstmal gar nicht, sondern die Frage warum der Motor nicht läuft. Sprit da, Funke da, Kompression Fehlanzeige. Nichts. Ich hab den Motor schon im Himmel vermutet.

Jetzt kommt dazu die Diagnose:
Teil 1: Steuerkette übergesprungen, siehe Bild 1.
Teil 2, und jetzt wirds verrückt: Nockenwellenrad auf der Nockenwelle verdreht! Bild 2. Das ist eigentlich ne feste Verbindung, auch unser Honda-Mech zu Hause kann sich nicht erklären wie das passiert ist.

Weiterhin sieht man, dass im Lager der Welle wohl irgendein Metallteil zu Spänen verarbeitet wurde, denn da sind Riefen im Lager und an der Welle.

Unser Mech hatte aber keine Nockenwelle da (sowas geht ja auch nicht kaputt), also hat er die Teile auseinandergekloppt, ausgerichtet und sauber verschweißt. Bild 3. Und siehe da, der Motor hat wieder Kompression und schnurrt wie eine Katze.

Unsere Vermutung: Ein Teil der Kupplung hat sich gelöst, sich erst zwischen die Kupplungsscheiben gesetzt (grosser Leerweg) und hat dann die Nockenwelle im Lager blockiert. Unser Tipp: Kupplungsfeder.

Wissen tun wir es noch nicht, aktuell läuft die Maschine zwar, aber wir wollen erst eine komplett neue Kupplung (diesmal ohne "Upgrade") verbauen und die Teile brauchen eine Ewigkeit nach Griechenland.
Falls wir aufklären können welches Teil sich an der Nockenwelle zu schaffen gemacht hat gebe ich hier ein Update.

[Tobi]

Uih, Steuerkettenrad verdreht - das ist irre...
Allerdings- was ihr alle mit euren Kupplungen macht, ist mir ehrlich gesagt unerklärlich. Wir haben hier zwei CRF250L mit momentan über 120000km und immer noch den ersten Kupplungen. Lasst ihr die alle schleifen bis es qualmt?

[bwm]

Faszinierender Schaden. Das Nockenwellenrad auf der Nockenwelle verdreht hab ich noch nie gehört. Ich dachte immer, da wäre eine Passfeder Verbindung, die sich nicht so ohne weiteres lösen lässt.
Das heavy duty clutch kit sollte eigentlich in Ordnung sein, sofern nicht die Teile selbst minderwertig gefertigt sind und sich nicht z.B. ein Teil des Reibbelags verabschiedet hat. Etwas stärkere Federn = etwas besserer Kraftschluss der Kupplung, dafür auch etwas mehr Kraft beim ziehen nötig.

Habt ihr euch denn die Reste der Kupplung schon mal angesehen?

Die Riefen im Nockenwellenlager dürften nicht von einem Fremdkörper sein. Der Spalt ist eigentlich zu klein, als dass sich dort ein Fremdkörper einschleichen könnte. Höchstens ganz kleine, feine Krümel könnten vom Öl da eingetragen werden. Stattdessen ist das vermutlich ein Zeichen von Mangelschmierung. Der Öldruck sollte daher kontrolliert werden. Hast du Bilder von der Lagerschale?
A propos Bilder: dein Bild 3 von der neu ausgerichteten Nockenwelle ist nicht dabei gewesen.

Solche Lagerschalen sind glaube ich aus Weißmetall. Das ist wirklich unglaublich weiches Zeug, so ähnlich wie Lötzinn. Das hat aber gewisse Notlaufeigenschaften, also wenn die Ölschmierung mal versagt, muss nicht sofort die Welle selbst getauscht werden, sondern (wenn man schnell genug aus gemacht hat) nur die Lagerschale. Soweit zur Theorie.

Dass sich ein Teil, das die Kupplung blockiert hat, auf einmal nach oben aufmacht, halte ich für unwahrscheinlich. Der einzige Weg, den Teile da entgegen der Schwerkraft nehmen können, ist über die Ölpumpe. Diese hat aber nochmal ein Sieb innen im Motor und die Leitungen sind auch so schmal, dass da nur feinste Partikel (Staubgröße) durch passen.

Ich würde vorschlagen, die Kupplung ganz genau auf fehlende Teile und auf massiven Abrieb zu kontrollieren (Dicke der Stahlscheiben messen) und im Motor an den zugänglichen Stellen zu suchen ob man da irgendwas findet. Dann nochmal die Lagerstellen genau inspizieren. Steuerkettenspanner Verschleiß prüfen, ggf. ausbauen, reinigen und auf Leichtgängigkeit prüfen.
Falls erreichbar das Ölsieb im Motor prüfen (zum Ausbauen müsste das Motorgehäuse getrennt werden, aber man kommt oftmals irgendwo anders an die Saugseite ran)

Ansonsten fröhliches Warten und danach erfolgreiche Weiterfahrt

[guy.brush]

Ciao zusammen,

Sorry, das Bilder hatte ich vergessen, sollte jetzt dabei sein.
@BWM: Danke für die Einschätzung! Allerdings: Die CRF hat an der Nockenwelle keine Lagerschalen...
Kupplung schauen wir an wenn die Teile da sind, wir tauschen da jetzt alles.

[bwm]

Oh. Das würde ja dann bei Riefen bedeuten, dass der Zylinderkopf neu muss? Das kommt doch bei den europäischen Teilepreisen sicherlich einem Totalschaden gleich.

Sorry, ich hatte bei der kleinen den Ventildeckel noch nicht offen und ging einfach davon aus, dass da Lagerschalen drin sind. Ist denn wenigstens irgendeine Beschichtung drin oder ist wirklich einfach die Lagerfläche in den ZyKo rein gebohrt?

[LaLü]

Ich konnte mir ja ein gefressenes Nockenwellenlager ansehen. Das sind bei der Produktion des Zylinderkopfes gegossene Gleitlager, da gibt es keine extra Lagerschalen.

[guy.brush]

@LaLü: Wo hattest du ne Maschine wo das Lager gefressen hat und warum?
@BWM: Joa wenn man Neuzustand haben möchte müsste wohl der Kopf neu. Da kostet die Ersatzmaschine vermutlich weniger. Aber unser Mech hier hat den Schaden ja gesehen und nicht die Hände überm Kopf zusammengeschlagen. Das Mopped wird jetzt soweit es geht repariert und dann geht die Reise weiter.

[ken]

hallo
unbedingt oeldruck kontrollieren
oder besser die ganze pumpe
eni

[ken]

die steuerkette erneuern und die 2 gleitschienen kontrolieren
auf verschleiss ist sicher auch kein fehler

[guy.brush]

So ich hatte versprochen mehr Antworten zu geben, wenn ich mehr weiss.
bwm erhält Punkte für Mangelschmierung.
Zwei der Kupplungsreibscheiben haben sich komplett zerlegt und der Belag hat sich überall verteilt (die anderen Scheiben waren auch hin, aber immerhin war noch Belag drauf...). Die Reibbelagbrösel haben das Sieb vor der Ölpumpe zugesetzt. Daraufhin gabs zu wenig Öl da wo es hin soll. Die Einlassnocke liegt im Ölkreislauf weiter hinten als die Auslassnocke, daher haben dort die Lager gefressen. Das Ganze ist jetzt mal geflickt. Die Lager sind nicht schön, wie lange es halten wird müssen wir sehen. Klar, wäre man zu Hause würde man das ganze jetzt ggf. anders angehen, aber wir fahren jetzt weiter, so wie es ist. Falls die Maschine bis Thailand hält kommt da der Kopf neu