Fahrwerksupgrade? Mach es !

Rahmen, Schwinge, Gabel und Federbein
BlueBall
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Re: Fahrwerksupgrade? Mach es !

Beitrag von BlueBall » Mittwoch 14. Mai 2025, 20:01

rso hat geschrieben:
Mittwoch 14. Mai 2025, 08:49
Man könnte denken, ihr fahrt nur nachts ...
Manchmal blinke ich sogar, wenn ich gerade aus fahre :mrgreen: Und das nicht nur nachts :ugeek:

Mir waren die wunderschönen Rehohren aus dem vorletzten Jahrhundert so lange vollkommen egal, bis ich angefangen habe hinzufallen (sprich, nach dem Einfahren). Seitdem fürchte ich, wird der Moment kommen, wo ich mir aus ganz praktischen Gründen plötzlich Gedanken über die Blinker hinter machen muss. Und wenn man einmal hinten macht ...

Aber seit dem Fahrwerksupgrade falle ich natürlich nicht mehr. Ich schwebe nur noch wie eine motorisierte Fee in einem Cadillac von Bodenwelle zu Bodenwelle :o

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Re: Fahrwerksupgrade? Mach es !

Beitrag von Mago » Mittwoch 14. Mai 2025, 21:48

Schöne Vorstellung! :lol:

bwm
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Re: Fahrwerksupgrade? Mach es !

Beitrag von bwm » Donnerstag 15. Mai 2025, 08:21

BlueBall hat geschrieben:
Mittwoch 14. Mai 2025, 20:01
Mir waren die wunderschönen Rehohren aus dem vorletzten Jahrhundert so lange vollkommen egal, bis ich angefangen habe hinzufallen (sprich, nach dem Einfahren).
in meinem Kopf ist dein Motorrad bei erreichen der 1000km punktgenau umgefallen und fällt seitdem alle ca. 20km einfach mal um. Das ist so als ob ich in ein alternatives Universum versetzt wurde, wo das einfach so ist und das auch von niemandem in Frage gestellt wird. Das Motorrad warnt einen 1km vor erreichen der Umfallmarke und dann hat man an den Straßen auch extra solche Umfallbuchten gebaut, wo man dann rein fährt, um seinen periodischen Umfaller zu haben

manchmal bin ich ganz froh über das Universum, in dem wir leben :D

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Re: Fahrwerksupgrade? Mach es !

Beitrag von WorldEater » Donnerstag 15. Mai 2025, 11:13

:lol:
Hat Dir jemand was ins Frühstück gemischt? :D

BlueBall
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Re: Fahrwerksupgrade? Mach es !

Beitrag von BlueBall » Donnerstag 15. Mai 2025, 21:31

bwm hat geschrieben:
Donnerstag 15. Mai 2025, 08:21
Das Motorrad warnt einen 1km vor erreichen der Umfallmarke ...
Und da macht es dann schon einen Unterschied, ob du Honda oder KTM oder China kaufst. Bei Honda kannst du dich darauf verlassen, dass die Warnung 1km vorher kommt und ganz entspannt auf die Motorrad-Ablegespuhr zur Vorbereitung wechseln (blinken nicht vergessen!). Bei manch anderen Herstellern kommt die Warnung auch schon mal 1 km nach Abschluss der Einfahrphase, hörte ich. Und dann hast du bekanntlich den Salat und liegst schlimmsten Fall jemandem im Weg...

:lol: :lol: :lol:

Armin_CRF
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Re: Fahrwerksupgrade? Mach es !

Beitrag von Armin_CRF » Mittwoch 21. Mai 2025, 14:54

Hallo zusammen,

es gibt ziemlich viele Threads über Fahrwerksupgrades (habe auch viele gelesen) wollte für meine Fragen keinen neuen aufmachen.

Ja, ich überlege nach meinen Erfahrungen auf den ACT mit vollem Gepäck ein upgrade zu machen. In einigen Situation kam das Fahrwerk absolut an seine Grenzen.

1. Frage: Ich bin mit 1,73m eher klein, bei meiner Rally passt es aber eigentlich gut, aber die federt ja auch ganz schön weit ein, wenn ich sitze (80kg mit Kleidung). Wie ist das bei einem angepassten Fahrwerk, sinkt die immer noch so ein, oder wird die so straff, dass ich ggfs mit den Füßen nicht mehr auf den Boden komme? Eine Tieferlegung würde ich nur im absoluten Notfall machen wollen.

2. Frage:
Bei Wilbers gibt es Typ 640 Road, wo ich verschiedene Optionen habe ( höhenverstllung +-5mm) und auch hydraulische Federvorspannung Einstellung (willbers PA). Damit kostet das System in Nightlife 1176 Euro. Wenn ich den Typ 642 Competition nehme, kann ich die Option für die Federvorspannung nicht wählen, die Einstellung erfolgt über den Hakenschlüssel. Preis dann 1257€.
Aber die Federvorspannung ist doch das, was am meisten angepasst wird, je nachdem ob mit oder ohne Gepäck gefahren wird, oder? Was würdet ihr hier empfehlen?

3. Frage:
Bei der Abstimmung/Bestellung werden ja einige Parameter abgefragt. Onroad/Offroad mit Gepäck etc.... Ich fahre vermutlich 50% onroad und 50% offroad, aber ist die Anpassung an den anspruchsvolleren Offroad Anteil nicht wichtiger? Die Onroad Anteile sind halt entweder Zwischenstrecken oder Anreise. Für die reine onroad Tour ist die CRF bei mir nicht gedacht.

Könnt ihr mir hier weiterhelfen?

Liebe Grüsse Armin

BlueBall
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Re: Fahrwerksupgrade? Mach es !

Beitrag von BlueBall » Mittwoch 21. Mai 2025, 23:02

Hey Armin,

Generell
Wenn du das Wilbers Bein nimmst und es zusätzlich von einem Fachmann bzw. einer Fachfrau einbauen lässt, kannst du diese Details direkt mit der Person besprechen und bekommst ein Fahrwerk auf dich und deine Bedürfnisse zurechtgeschnitten. Die Beratung ist quasi kostenlos bzw. für den Preis des Einbaus, vom Experten und zugleich der Person, der das dann halt auch praktisch für dich mit ihren Händen in die Tat umsetzt.

Was ich dir ans Herz legen möchte: Man kann sich hier und an anderen Stellen wunderbar vorinformieren, was mir auch immer sehr viel Spaß macht und hilft, gebildete Entscheidungen zu treffen. Aber du scheinst mir an einem Punkt angekommen zu sein, wo es angebracht sein könnte, dich, dein Bike und deine Wünsche an eine Person heranzutragen, die das beruflich macht :) Bei mir waren die (mehrfachen) Beratungen kostenlos und der Einbau (vorne, hinten, Tuning, Services) haben mich 121€ brutto oder so gekostet (nur Arbeitslohn). Schnapper!

Versuchen wirs:

Zu deiner Frage 1
Wenn du dein Fahrwerk nach den Standardwerten "richtig" einstellen möchtest, hast du einen passiven Sack / Einsacken des Bikes hinten ohne Fahrer von ein paar cm und mit Fahrer je nach verbauten Komponenten von grob 80-110mm. Der dynamische Sack / Einsacken mit Fahrer samt Wanderausrüstung (20kg+) ist sehr schnell sehr viel größer als das beim Ori-Fahrwerk. Mein Kumpel mit 110KG "nackt" Gewicht kann die CRF mit Ori-Fahrwerk quasi nicht sinnvoll einsetzten. Also, klar, alles geht und so ... aber ... vom Federweg ist da nicht mehr viel über! Jeder cm die das Fahrwerk mit dir drauf mehr einsackt, ist ein cm, den dein Fahrwerk weniger arbeiten kann UND, gleichzeitig, abhängig von den Einstellungsmöglichkeiten, die Feder und Dämpfung mehr unter Druck sind.

Du kannst dir deinen Sack (in gewissen Grenzen) einstellen bzw. einstellen lassen wie du willst - auch extra weich und damit tief am Anfang, damit du gut auf den Boden kommst. Aber das hat natürlich Auswirkungen auf die Arbeit des Fahrwerks, die Geometrie und damit auf die Fahreigenschaften. Die sind nicht ohne, daher ist die Tieferlegung (trotz der Nachteile) der übliche Weg. Die Logik ist dann wie folgt: Lieber ein Bike mit etwas kürzerem Federweg und etwas geringerer Bodenfreiheit als eins, dass auf den ersten 15cm des Federwegs eine undefinierbare Wolke und hinten deutlich niedriger als vorne ist. Vor dieser Frage standen bereits sehr viele Fahrer vor dir und ein paar cm tiefer sind ein geringer Preis für ein korrekt eingestelltes Fahrwerk, was die Arbeit die es verrichten soll, auch verrichten kann – meine ganz persönliche Meinung!

Long Story Short: Orientierst du dich an der Norm, ist das Bike ein paar cm höher, da es nicht mehr so tief einsackt, sowohl mit als auch ohne Fahrer. Meine Sitzhöhe ist zwischen 89-90cm (abgefahrene Ori-Reifen) bei knapp unter 30cm Bodenfreiheit (Unterkante Rahmenrohr mittig-hinten) und 105mm dynamischer Sack. Ich habe Wilbers 640 std +10mm verbaut.

Zu deiner Frage 2
Die 640er Beine haben zwei Einstellmöglichkeiten (Vorspannung, Zugstufe).
Die 642 Beine haben drei Einstellmöglichkeiten (Vorspannung, Zugstufe, Druckstufe) und, natürlich, den außenliegenden Ausgleichsbehälter und die damit einhergehenden Vorteile (größeres Reservoir = mehr Öl, Kühlung, etc.).

Dafür hast du bei den 642er Beinen nicht mehr die Option, die Vorspannung auch hydraulisch bzw. komfortabel erreichbar einstellen zu können (sondern drehst immer mit oder ohne Werkzeug an der Schraube/Mutterring am Bein, wenn du rankommst, haha :D).

Menschen, die das 642er Bein kaufen, nehmen das Extrageld in die Hand, weil sie ein voll einstellbares Bein und die Vorteile des außenliegenden Behälters haben wollen. Damit ist das 642er objektiv das "bessere" Federbein. Deine Version des 640er Beins ist ähnlich teuer, da du die beiden Zusatzoptionen Höhenverstellbar und XPA ausgewählt hast. Beides ist praktisch und scheint für deine Einsatzzwecke auch sinnvoll zu sein (schnell und komfortables einstellen der Federvorspannung). Ob du auf den Komfort des XPAs verzichten möchtest und bereit bist, noch mal ein bisschen mehr zu bezahlten, um das objektiv bessere Federbein mit den für dich evtl. etwas unkomfortableren Einstellmöglichkeiten zu bekommen... Tja, das kann man sich sowohl gut als auch schlecht rechnen :-P Ich habe da natürlich eine Meinung zu, aber die ist aus meiner Perspektive und nicht auf dich und deine Situation übertragbar, daher spare ich sie uns hier :)

Versuchen wir es mal so: Wenn du bisher mit voller Ausrüstung und Gepäck mit dem Original-Fahrwerk unterwegs warst, ist das Upgrade auf das 640er Bein fahrerisch wahrscheinlich vollkommen ausreichend. Anstelle das objektiv bessere (und fast doppelt so teure) 642er Bein zu nehmen, könnte ich mir so betrachtet vorstellen, dass das 640er auf dich zugeschnitten mit diesen beiden Komfortoptionen für dich die sinnvollere Wahl ist.

Deine 3. Frage
Wenn du ein Straßenmotorrad hast, macht es Sinn, hier auch nach Offraod-Tauglichkeit zu entscheiden, ja. Das Schöne: Egal was du verbaust, dein neues Setup für die CRF wird immer straffer sein, als das Original-Fahrwerk (von extremen progressiven Federn evtl abgesehen). Und damit wirst du auch immer besser auf der Straße zurechtkommen, als vorher. Lege es also ohne Bedenken fürs Gelände aus - du wirst trotzdem auch auf der Staße von deinem Upgrade profitieren!

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Re: Fahrwerksupgrade? Mach es !

Beitrag von bwm » Donnerstag 22. Mai 2025, 12:20

Dann versuche ich mich auch mal an einer Antwort.
Vorab: es gibt nicht nur Wilbers. Wilbers stellt so ziemlich die teuersten Federungskomponenten am Markt her und nach meiner (reinen Online-) Recherche haben die Federungskomponenten nicht im Ansatz die Anpassungen, die deren Marketingtexte versprechen bzw. implizieren. Warum ich das glaube: mein Öhlins Federbein hat in seiner ABE 14 verschiedene Federkennungen eingetragen. Obwohl man bei Online-Bestellung direkt bei Öhlins keinerlei Auswahlmöglichkeiten hat, sind also ganze 14 unterschiedliche Federn gemäß ABE für die Verwendung an meinem Motorrad zulässig. Diese Einstellmöglichkeit ist dann augenscheinlich für den Fachhandel gedacht. Ich kann mir zwar auch als Privatperson mithilfe der Federkennung selbst eine andere Feder kaufen, Öhlins bietet das aber wie gesagt nicht „ab Werk“ mit an. In der Wilbers ABE steht dagegen für das Federbein überhaupt nichts zu unterschiedlichen Federn und auch für die Gabel gibt es nur 2 unterschiedliche, die in der ABE aufgeführt sind. Also entweder verbaut Wilbers tatsächlich unterschiedliche Federn und Dämpfungskomponenten, beschriftet die aber nicht korrekt und führt sie entsprechend nicht individuell in der ABE auf (was so nicht zulässig wäre) ODER sie verbauen tatsächlich nur genau eine Sorte Feder und eine Sorte Dämpfung und sämtliche Einstellerei bezieht sich nur auf die sowieso am Federbein vorhandenen Einstellmöglichkeiten. Das ist natürlich trotzdem nicht verkehrt, wenn da jemand, der sich auskennt, die Voreinstellung für den unbedarften Kunden vornimmt. Sie implizieren aber, dass die bei ihnen gekauften Komponenten mechanisch auf dich angepasst wären und das glaube ich ihnen aus o.g. Gründen nicht.
Ich habe hier
viewtopic.php?f=11&t=2165
erst vor kurzem einen Marktüberblick geschrieben. Da kannst du dich zu Alternativen informieren.

Zu deinen Fragen:
1. Sitzhöhe
Je nach deinem Gewicht und deiner Beladung ist das ein wenig Unterschiedlich, aber die meisten kleinen CRFs sind im „Rider Sag“ (also mit Fahrer und üblichem Gepäck beladen) schon bei 40-50% des Federwegs (der beträgt 260mm). D.h. im normalen Fahrzustand bist du schon 10-13cm tiefer, als voll ausgefedert. Ein korrekt eingestelltes Federbein soll üblicherweise 10-15% rider sag haben. Das wären nur zwischen 2,5 und 4cm ggü. voll ausgefedert. Wie viel genau höher das wird, hängt davon ab, wie weit dein Motorrad mit Serienfahrwerk unter regulärer Belastung schon „einknickt“, aber wenn du (unabhängig vom Hersteller) ein korrekt eingestelltes Fahrwerk verbaust (also mit für deine Beladung passender Federrate und Vorspannung), kommst du schon 5-10cm höher. Da führt kein Weg dran vorbei.
Ich komme mit meinen 1,75m bei 90kg ohne Kleidung sehr gut mit dem Öhlins klar, ich habe mich aber schon früh in meinem Motorradleben an mehr Bodenfreiheit und damit weniger Bodenkontakt gewöhnt. Ich kann selbst auf meiner Tourenmaschine (CRF1000L) die Beine in der Fahrt baumeln lassen und genieße das sehr. Im Autobahn-Stau zum Beispiel ist das ungemein entspannend für die Beine. Wenn du die Bodenfreiheit zum Motorrad häufig benötigst (wie ich auch), wäre vermutlich eine Gewöhnung an ein höheres Mopped sinnvoller als eine Tieferlegung.
Falls doch Tieferlegung noch ein dickes Achtung: du musst dafür ggf. den Seitenständer kürzen. In der Wilbers ABE steht das ausdrücklich mit drin, dass man bei Tieferlegung den Hinweis in der Montageanleitung beachten und ggf. den Seitenständer kürzen muss.
Eventuell solltest du erstmal ein verbautes Fahrwerk bei jemand anderem ausprobieren? Ich könnte eine Waldrunde nördlich von Berlin anbieten, habe aber eine 300L (keine Rally). Bin mir nicht sicher, ob die höher/niedriger/gleich einer Rally ist. Ich hätte allerdings auch noch eine 250L mit Serienfahrwerk zum Vergleich hier :)

2. welches Federbein
Wie gehabt: es gibt nicht nur Wilbers. Aber: Wilbers trägt den gedachten Einsatzzweck ja schon im Namen: „competition“. Das Federbein richtet sich eher an den sportlich ambitionierten Fahrer, der mit wenig bis kein Gepäck Enduro oder Motocross fährt. Und bei diesem Einsatzspektrum verstellst du die Vorspannung so gut wie gar nicht, da sich dein Gewicht und dein Gepäck ja kaum verändern. Du verstellst eher die Dämpfungscharakteristik, um sie an die jeweilige Strecke anzupassen. Daher kann man das sehr feingliedrig einstellen (Druckstufe High speed, Druckstufe low Speed, Zugstufe und Vorspannung). Diese umfangreiche Einstellbarkeit kann sich aber auch negativ auswirken, falls du wenig Ahnung von und Erfahrung mit der Einstellung von Fahrwerken hast. Wenn du ein bestimmtes Fahrverhalten verändern willst, musst du dafür auch an der „richtigen“ Schraube drehen und dafür muss man erstmal verstehen, welche Schraube eigentlich für die gewünschte Einstellung die richtige ist. Falls du eher überschaubare Erfahrung damit hast und vor allem auf Touren mit Gepäck fahren willst würde ich dir eher das günstigere empfehlen. Die zusätzliche Einstellmöglichkeit bringt nichts, wenn man damit nicht umgehen kann.

3. Voreinstellung
Wie oben geschrieben glaube ich, dass du mit den Angaben bei Wilbers keine mechanischen Änderungen an den Federungskomponenten bewirkst, sondern du bekommst m.E. einfach nur die Voreinstellung in Clicks für deinen Einsatzzweck. Da ist prinzipiell nichts gegen einzuwenden, heißt aber auch, dass du nachträglich immernoch alles selbst nach deinen Wünschen anpassen könntest, weil es das Federbein nur in genau einer Version gibt. Du kannst denen ja deinen Einsatzzweck genau beschreiben (Touren mit hohem Offroad-Anteil und x kg Gepäck, wobei die Asphaltanteile nur Verbindungsetappen sind und die Performance off-road für dich zählt).

Ich persönlich würde dir allerdings zu einem anderen Hersteller raten. Das Wilbers 640 road kostet 700+€ und ist nur in der Zugstufe und Vorspannung mit Hakenschlüssel einstellbar. Von TFX bekommst du das Traveler für 620€ (das dann farblich schon eher der Nightline von Wilbers entspricht) und da kannst du mit einer Einstellschraube Zug- und Druckstufe simultan verstellen. Das ergibt für den wenig erfahrenen Fahrer Sinn, weil man dann einfach nur das ganze Fahrwerk „weicher“ oder „härter“ macht. Für 80€ weniger (bzw. 140€ weniger ggü. der Nightline) bekommst du bei TFX ggü Wilbers die zusätzliche Einstellmöglichkeit (Druckstufe, wenn auch nicht separat von der Zugstufe).
https://tfxsuspension.com/product/the-traveler-140mslf/
TFX hat auch einen hydraulischen preload adjuster im Angebot für 320€.
https://tfxsuspension.com/product/preload-adjuster-143/
Wenn dir der wichtig ist, weil du mit häufig wechselnder Beladung fährst, landest du dann also bei 940€ ggü. 1060€ bei Wilbers. Wilbers hätte dann allerdings auch nur eine einfachere mechanische Vorspannungsverstellung (mit Steckschlüssel), statt bei TFX hydraulisch (mit Handknubbel). Du musst also beim Wilbers auch immer das dazu gehörige Werkzeug dabei haben.
Nachteil bei TFX ist, dass du selbst eine Montagemöglichkeit für die Vorspannungsverstellung finden musst. Die liefern da meines Wissens keinen Halter mit. Und die Situation mit der ABE ist ein bisschen komisch. Tobi hat die entsprechenden Seiten seiner ABE hier hochgeladen
viewtopic.php?f=11&t=2165#p29167
dort ist allerdings nur die CRF250L (MD38 und MD44) aufgeführt. Keine 250L Rally und auch nichts von der 300er. Da müsstest du vielleicht nochmal beim Hersteller oder dem deutschen Händler (3ppp.de) nachfragen, ob die auch eine ABE für die CRF300L bzw. Rally haben.

Ansonsten kann ich persönlich auch Öhlins sehr empfehlen. Die sind allerdings nicht gerade günstig und die gibt es nur in einer Farbvariante (Silber-Gelb/Gold), die haben aber einen erstklassigen deutschsprachigen Service und alles ist fertig zum Einbau (mit Montage-Bracket für den externen Behälter). Bieten allerdings auch keine andere Verstellung für das Federbein, als den Hakenschlüssel. Du kannst dich aber unabhängig von einer möglichen Kaufabsicht in der Bedienungs- und Montageanleitung mal zu Fahrwerken belesen. In der Montageanleitung ist mit Bildern gut erklärt, wie man was einbaut und in der Bedienungsanleitung sind Grundlagen zur Federung erklärt. Was sind Federvorspannung, Zug- und Druckstufe eigentlich, wie funktioniert so ein Federbein im inneren und welche Einstellschritte sollte man machen, wenn man ein bestimmtes Fahrverhalten hat und dagegen etwas tun möchte. Beide Dokumente sind hier frei zum Download verfügbar
https://www.ohlins.eu/de/products/motor ... 213--7393/

Und aus persönlicher Erfahrung: Da es bei mir ein Problem mit der Lieferung gab, habe ich zunächst nur das Öhlins Federbein verbaut, bevor ich dann auch endlich die Gabelfedern eingebaut habe. Das Fahrverhalten mit dem originalen Fahrwerk vorne und hinten ist sehr „weich“ und irgendwie undefiniert, aber in sich harmonisch. Mit Öhlins vorne und hinten ist es eher härter, „Erwachsener“ und auch in sich harmonisch. Nur Öhlins Federbein mit originaler Gabel fand ich extrem unharmonisch. Die Front ist dann ganz weich und undefiniert hin und her gewobbelt und das Heck hat eher straff die Unebenheiten weg gebügelt. Das hat überhaupt nicht zusammen gepasst und fuhr sich ganz komisch.
Also wenn du ein anderes Federbein einbaust, solltest du auch etwas an der Gabel machen. Andere Feder und anderes Öl genügen da meines Erachtens schon für, um das wieder passend zu bekommen. Auch hier wieder hat Öhlins die Luxus-Version: teuer, aber dafür liegen 3 verschiedene Federn bei, sodass du auch ausprobieren kannst, welche für dich am besten passt. Für mich hat aber die mittlere Feder (8,5N/mm) sehr gut gepasst, insofern genügt eine einzelne Feder von einem anderen Hersteller vermutlich auch.
Beim Gabelöl ist auch noch Vorsicht geboten: die Gabelöl-Angaben sind nicht anständig genormt. Wilbers verkauft SAE5 Öl, das von der Viskosität her eher einem SAE15 Öl von anderen Herstellern entspricht. Wenn du also eine Feder einbaust, solltest du entweder genau das empfohlene Öl von genau dem empfohlenen Hersteller nehmen, oder dich vorab über die kinematische Viskosität informieren und dann ein zur Empfehlung passendes Öl nehmen. Die Angaben sind leider wirklich dramatisch unterschiedlich und das würde sich dann auch in einem ganz anderen Fahrverhalten bemerkbar machen.

Hyperpro ist auch noch eine Möglichkeit. Noch günstiger als TFX (550€ für ein mit Wilbers 640 vergleichbares Federbein), optional auch mit hydraulischer Federvorspannungsverstellung (260€ mehr) zu bekommen. Aber ich hab meinen Marktüberblick ja oben verlinkt

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Re: Fahrwerksupgrade? Mach es !

Beitrag von pitts333 » Donnerstag 22. Mai 2025, 13:48

Da hat sich Einer so richtig in die Materie vertieft !!
RESPEKT und Hut ab !!!

Armin_CRF
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Re: Fahrwerksupgrade? Mach es !

Beitrag von Armin_CRF » Donnerstag 22. Mai 2025, 20:40

BlueBall hat geschrieben:
Mittwoch 21. Mai 2025, 23:02
Hey Armin,

Generell
Wenn du das Wilbers Bein nimmst und es zusätzlich von einem Fachmann bzw. einer Fachfrau einbauen lässt, kannst du diese Details direkt mit der Person besprechen und bekommst ein Fahrwerk auf dich und deine Bedürfnisse zurechtgeschnitten. Die Beratung ist quasi kostenlos bzw. für den Preis des Einbaus, vom Experten und zugleich der Person, der das dann halt auch praktisch für dich mit ihren Händen in die Tat umsetzt.

Was ich dir ans Herz legen möchte: Man kann sich hier und an anderen Stellen wunderbar vorinformieren, was mir auch immer sehr viel Spaß macht und hilft, gebildete Entscheidungen zu treffen. Aber du scheinst mir an einem Punkt angekommen zu sein, wo es angebracht sein könnte, dich, dein Bike und deine Wünsche an eine Person heranzutragen, die das beruflich macht :) Bei mir waren die (mehrfachen) Beratungen kostenlos und der Einbau (vorne, hinten, Tuning, Services) haben mich 121€ brutto oder so gekostet (nur Arbeitslohn). Schnapper!
Hey BlueBall,

vorab schon einmal vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ich gebe Dir zu 100% Recht, mit der Fachberatung bei einem Servicehändler. Aber hier ist so viel Erfahrung vorhanden, dass ich dankbar bin von Euren Erfahrungen zu profitieren. Und die Antworten von Dir und BWM haben tatsächlich Punkte aufgebracht, die ich so bisher gar nicht auf den Schirm hatte.
BlueBall hat geschrieben:
Mittwoch 21. Mai 2025, 23:02
Lieber ein Bike mit etwas kürzerem Federweg und etwas geringerer Bodenfreiheit als eins, dass auf den ersten 15cm des Federwegs eine undefinierbare Wolke und hinten deutlich niedriger als vorne ist. Vor dieser Frage standen bereits sehr viele Fahrer vor dir und ein paar cm tiefer sind ein geringer Preis für ein korrekt eingestelltes Fahrwerk, was die Arbeit die es verrichten soll, auch verrichten kann – meine ganz persönliche Meinung!
Das scheint mir Sinn zu machen, aber bevor ich es wirklich tiefer legen lasse, checke ich nochmal ob es nicht doch so geht. Ich brauche bei der CRF keinen vollen Kontakt mit beiden Füssen, aber es muss sich trotzdem gut anfühlen. Habe aber verstanden, lieber tieferlegen und dafür eine vernünftige Abstimmung.
BlueBall hat geschrieben:
Mittwoch 21. Mai 2025, 23:02
Ob du auf den Komfort des XPAs verzichten möchtest und bereit bist, noch mal ein bisschen mehr zu bezahlten, um das objektiv bessere Federbein mit den für dich evtl. etwas unkomfortableren Einstellmöglichkeiten zu bekommen... Tja, das kann man sich sowohl gut als auch schlecht rechnen :-P
Das ist tatsächlich einer der Fragen, die einen Teil meiner Beratung ausmachen werden, insbesondere wenn es das Wilbers wird. Aber BWM hat auch noch ein paar Optionen ins Spiel gebracht, das muss ich mir ebenfalls noch anschauen.
BlueBall hat geschrieben:
Mittwoch 21. Mai 2025, 23:02
Wenn du ein Straßenmotorrad hast, macht es Sinn, hier auch nach Offraod-Tauglichkeit zu entscheiden, ja. Das Schöne: Egal was du verbaust, dein neues Setup für die CRF wird immer straffer sein, als das Original-Fahrwerk (von extremen progressiven Federn evtl abgesehen). Und damit wirst du auch immer besser auf der Straße zurechtkommen, als vorher. Lege es also ohne Bedenken fürs Gelände aus - du wirst trotzdem auch auf der Staße von deinem Upgrade profitieren!
ok, danke ... dann lag ich mit meinen Überlegungen nicht ganz verkehrt.

Spannendes Thema, und aktuell bin ich tatsächlich noch kein "Experte" welche Einstellung was verändert.
Dazu schreibe ich noch später was, die Infos von BWM muss ich noch erst alle lesen :-)

Liebe Grüße
Armin

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