Moin moin.
nachdem ich die Anregung zu diesem Fred gegeben habe, will ich von dem Enduro-Basis-Training im Fahrsicherheitszentrum in Lüneburg berichten.
Der Kurs war am vergangenen Samstag (9.3.19) und es hatte die ganze Nacht davor gegossen. Entsprechend sind wir gemischten Gefühlen und reichlich Regenzeugs im Gepäck angereist. Aber siehe da: in Lüneburg war es zwar knackig windig, aber trocken und sogar teils sonnig. Nur ein klein wenig Sprühregen haben wir kurz abbekommen - ansonsten alles gucci!
Vor dem Kursbeginn unterschreibt man eine Selbstbeteiligung von 1500 Euro. Soweit zum "mal eben das Motorrad wegschmeißen". Mit sieben Personen haben wir teilgenommen - eine Frau (das war ich) und ansonsten alles Männer mit ganz unterschiedlichen Lebensjahren und Vorkenntnissen. Eine echt nette Gruppe! Nach einer kurzen Vorstellungs- und Erwartungsmitteilungsrunde ging es direkt an die Leihmotorräder, die KTM Freeride 350.
Zunächst sollten wir uns auf der Asphaltfläche bei der Garage ein wenig eingrooven. Wie vom Instruktor angekündigt verhielt sich das Motorrad im ersten Gang und erst recht kalt sehr zickig. Die Männer legten recht flockig los - ich hatte total Probleme zu schalten und ohne Geruckel zu fahren. Der Schalthebel war gefühlt kilometerweit weg und musste mit ordentlich "Fuß nach vorne werfen und Kniehub" bedient werden. Ggf. wäre Schuhgröße mindestens 45 mit fetten Endurostiefeln von Vorteil gewesen. Nun ja. Nachdem ich das mehr schlecht als recht endlich hinbekam und auch im Stehen hin und her kurvte ging es im Gänsemarsch zu dem Enduro-Trainingsgelände. Im Verlauf des Trainings habe ich später einfach fast alles nur noch im dritten Gang mit Kupplungsspiel und Gas gefahren. Beim Anhalten habe ich nicht runter geschaltet, sondern bin im dritten (oder zweiten Gang) wieder losgefahren. Damit kamen das Motorrad und ich letztlich am besten zurecht.

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Erste Lockerungsübungen im Stehendfahren auf einer großen Wiese erfolgten nach dem Nachahmungsprinzip. Langsame Kreise fahren, enge Kreise sehr langsam fahren, Blickrichtung einhalten und das Gewicht auf dem Motorrad verlagern bzw. das Motorrad unter sich "Hin- und Herlegen". Dann sollten wir alle auf der Wiese und einer einem angrenzenden "Naturweg" die Bremsen testen - auch mal das Hinterrad blockieren. Einen Teilnehmer hat es dabei schneidig gelegt - aber er hatte sich nichts getan und konnte nach kurzer Sortierung direkt weiter fahren. Im Anschluss gings es im Gänsemarsch (wie auch später immer wieder) durch das flache Gelände in Passagen mit engen Wegeführungen (Blickführung, Blickführung, Blick... ).
Danach gings - wiederum im Gänsemarsch mehrfach durch ein Wäldchen mit teils eng stehenden Bäumen, aufgehängten Hindernissen, recht welliger Piste, Löchern und Baumwurzeln. Mit jeder Runde machte es mehr Spaß da durchzufahren und ich habe später bewusst die schwierigeren Lösungswege gesucht. Im Verlauf des Trainings sind wir immer mal wieder mit veränderter Wegeführung durch dieses Wäldchen gefahren und es war deutlich der Trainingseffekt zu merken. Das hat mir echt richtig Laune gemacht!
Dann haben wir eine 3-er Kombi Hügelchen (2 kleine ein größerer) mit abschließend einer kleinen Schotterabfahrt aus der im Winkel wieder abzubiegen war erobert. Die Schwierigkeit war hier die richtige Dosierung am Gasgriff bei dem größeren Hügel, die Gewichtsverlagerungen auf dem Motorrad und das langsame Abfahren auf dem Schotter mit der richtigen Blickführung beim Abbiegen. Auch hier gab es bei jeder Runde mehr Sicherheit.
Nach dem Einüben der "Wellenkombination" haben wir kreuz und quer die Haupthügel auf dem Gelände mit Auf- und Abfahrten (im wahrsten Sinne des Wortes) erfahren. Die Pisten wurden dabei durch uns immer mehr aufgewühlt und wenn jemand (aus Versehen) etwas zu sehr am Gasgriff drehte, flogen schon mal die Geröll-Kiesel... .
Allmählich mussten alle aus der Gruppe immer mal wieder die Hände ausschütteln. Das durchgehende Stehend fahren, die ständigen 2 Finger am Kupplungs- und Bremszug waren allen ungewohnt. Aber nach einem kurzen Schütteln gings immer gleich weiter.
Das Kreuzen über die "zentralen Hügel" wurde dann kombiniert mit verschiedenen (teils Trail-)Pfaden über das Gelände, entlang der Einzäunung, mit kleinen Wellen oder Hindernissen.
Einmal sind wir eine Schotterpiste abwärts gefahren und direkt mit einer langsamen Wende in eine deutlich ansteigende Schotterpiste. Da hatte ich zu spät gesehen, dass ein Teilnehmer auf der Außenkante der Steigung sein Motorrad abgelegt hatte (verschätzt wegen falscher Blickführung...). Der Teilnehmer direkt vor mir konnte das noch retten, ich wollte die Wendung enger ziehen und ein wenig Gas dabei geben und habe (natürlich auch mit nicht optimaler Blickführung) das Moped auf dem Geröll ebenso abgelegt. Miste. Also beide aufrappeln, Krönchen richten, KTM den Hügel runter schaffen und neu ansetzen. Geht doch

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Bei einer Hütte im Enduro-Gelände haben wir zwischendurch immer mal eine kurze Besprechungspause mit dem Trinken von Wasser gemacht. Das war ganz gut. Ein praktischer Trinkwasserkanister und Becher standen zur Verfügung - ebenso wie blitzsaubere WCs. Im Verlauf des Trainings kamen immer mehr TrialfahrerInnen dazu, die ebenfalls auf dem Gelände übten. Für die war des bestimmt witzig zu sehen, wie wir ganz konzentriert die (für die Könner bestimmt) einfachen Übungen am Fahren waren. Und immer mal sind wir im Gänsemarsch mit der ganzen Gruppe vorbei "flaniert".
Am Ende des Kurses konnten wir die KTMs einfach wieder vor der Garage abstellen. Es gab kein Wasser zum Abduschen und somit blieb uns dieser "Spass" erspart. Auch gut. Nach der Abschlussrunde (ohne Test aber mit Urkunden) haben wir noch mit einigen Teilnehmern beim Kaffee das Training Revue passieren lassen und ein wenig "Benzin" gequatscht.
Müde und beseelt ging es dann an die Heimreise. Einen Muskelkater gab es später noch gratis dazu

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Fazit: Die KTM wäre jetzt nicht mein Motorrad, ist aber für die Übung mit ihrem Gewicht total klasse. Das hat richtig Laune gemacht und schreit eindeutig nach mehr! Größere Schwierigkeitsgrade brauchte es für mich (noch) nicht. Eher könnte ich mir sogar vorstellen das Training mal zu wiederholen. Ich freue mich darauf mit der Honda die Übungen nachzumachen und in diesem Style durch die Gegend zu kreuzen.
Grüße aus dem echten Norden von der RotenZora