Endurotour Ligurien 16.-21.10.

Wie war eure letzte Tour? Erzählt es uns!
bwm
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Re: Endurotour Ligurien 16.-21.10.

Beitrag von bwm » Dienstag 18. Oktober 2022, 23:59

Gestern Abend habe ich noch daran gezweifelt, ob meine Teilnahme hier eine gute Idee war. Heute ist das scheinbar bei Herb der Fall.

Also insgesamt: Das Fahrlevel ist knackig und die CRF300L ist nicht nur mit großem Abstand die schwerste, sondern gleichzeitig außerdem die Stärkste (nach Papieren) und schwächste (in echt) Maschine hier im Fahrerfeld. Und die mit der geringsten Bodenfreiheit.
Also alle anderen Teilnehmer sind mit irgendeiner Sportenduro oder Sporttrial Maschine da. KTM EXC und KTM Freeride sind besonders häufig vertreten. Dann noch ein paar Betas und eine Montesa. Meine ist die einzige Honda. Übliches Gewicht der Maschinen ist 80-110kg fahrfertig. Leistung bei den meisten ab 40PS aufwärts.

Diese technischen Nachteile machen sich deutlich bemerkbar. Meine Arme sind blanker Pudding jetzt nach 2 Fahrtagen mit jeweils ca 100km und ich habe mir heute mehrmals den Fußbremshebel umgebogen.
Aber - sie schafft das alles auch. Es geht nur nicht so leicht von der Hand.
Und das Wetter ist echt gut. Ca 20-23 Grad, kein Regen, aber die Sonne brennt auch nicht unerbittlich.

Zur Gegend: hier ist ein echt umfangreiches Netz an Schotterwegen. Einige Single Trails, einige "strada bianca" (weiße Straße, bezogen auf die farbliche Darstellung in einer Karte), manche wenige auch mit kleinen Geländewagen befahrbar, die allermeisten aber nur mit Motorrad oder bergab eventuell noch mit MTB. Der Untergrund ist im allgemeinen hart. Sehr felsig und schotterig. Aber sehr grober Schotter. Größe der Steine von Schokoriegel bis Kopf. Es schauen auch mal Felsen aus dem Boden, die einfach massiv sind. Teilweise sind Fahrrinnen ausgearbeitet, teilweise fährt man auch einfach drüber und am anderen Ende wieder runter.
Es gibt unglaublich viele befahrbar Wege. Viele Hindernisse, die man nehmen kann - oder eben nicht. Dafür muss man sich dann aber in der Gegend hier sehr gut auskennen. Deshalb würde ich diese Hinterwege wirklich nur mit Guide empfehlen.

Zur Tour: es gibt 3 Gruppen mit je einem italienischen Guide und jeweils 6 Teilnehmern, wobei mindestens 1 der Teilnehmer vom Anbieter (Stehlin) ist und als Lumpensammler hinterher fährt.

Herb und ich sind beide in der langsamen Runde. Unser Guide hat uns schon liebevoll "Grupa Vacancia Ligurie", "Grupa pensionare" und "Grupa touristica" genannt. Aber der Guide untertreibt gerne bei dem, was so kommt. Er sagt immer sowas wie "strada bianca Grande, solo Un po' di Enduro, strada bianca E Hotel. No Problemo." und dann kommt sowas wie auf den Bildern gerade.

Gestern Vormittag sind wir direkt am Morgen eine Treppe und eine ca 50cm Felsstufe hoch. Wahrscheinlich um zu evaluieren, was wir so können. Danach einen etwas breiteren Single Trail den Berg hoch und dann einen wirklich schmalen Ziegenpfad am Berg entlang. Dann einen breiteren Single Trail wieder runter und zur Frühstückspause eingekehrt. Zwischen Frühstück und Mittag dann noch eine Runde auf der Hausstreckr gedreht.

Nach dem Mittag dann wieder ein paar single trails und eine richtig harte Sektion. Steil Bergauf mit Serpentinen und mehreren Fels- und Wurzelstufen zwischen 10 und 30 cm würde ich sagen. Fahrstrecke kaum breiter als der Lenker. Und das bei Dauergas (steil bergauf) und herausfordernder Linienführung (Serpentine). Da hat's mich 2 mal gelegt. Danach war ich komplett fertig. Und dann kam der Abstieg auf der anderen Seite. Fahrspur kaum breiter als der Reifen, tief ausgefahren sodass ich regelmäßig mit den Fußrasten aufgesetzt habe. Kopfgroße Felsen in der Fahrrinne. Und das ganze bei ähnlichem Gefälle, auch mit mehreren Stufen gespickt und auch mit ein paar Serpentinen. Da hab ich mich noch 2 mal gelegt und daran gezweifelt, ob ich überhaupt noch weiter fahre.

Heute früh ging es meinen Armen aber wieder besser also Tag 2 gestartet mit dem Gedanken, nach dem Mittag abzubrechen. Am Morgen ging es direkt zu dem Aussichtspunkt, den Herb geteilt hat und auf den single trail am Berg lang. Da haben wir uns beide mehrfach gelegt. Meine Maschine lag auch einmal neben der Strecke, ca 1m den Hang runter. Zum Glück nur. Mein Problem war: alles, was ich bisher gesehen habe, waren Hügel. Ich kenne Offroad in den Bergen nicht. Dort ging es halt rechts steil bergab, dadurch bin ich unterbewusst immer am linken Rand gefahren. Wenn da aber mal die Fußraste hängen bleibt oder der Reifen vom Hang abrutscht, macht das Mopped direkt einen Satz in Richtung Abgrund. Nach diesem Abschnitt, der zwar echt schön aber gefährlich und durch die Stürze auch anstrengend war, wollten wir eigentlich beide abbrechen. Haben es dann aber doch nicht getan. Wir haben danach wieder eine Frühstückspause eingelegt. Da habe ich nur weiter gemacht, weil ich mit der Gruppe Mittag essen wollte. Also weiter. Der Abschnitt zum Mittag war dann wieder herrlich. Überwiegend der, den wir am Montag zwischen den beiden Pausen gefahren sind. "gemütliche" Single Trails wo man auch mal etwas schneller wird (so bis 50/60 hoch) mit ein paar Serpentinen und Steilkurven, die aber inzwischen kein Problem mehr sind. Der lief so gut, dass ich nach dem Mittag doch weiter machen wollte. Außerdem war der Mittagsort Offroad über den Kamm nur ca 1,5h vom Hotel weg. Auf Straße hätte man außen rum fahren müssen. Also wieder weiter.

Direkt ein Abschnitt mit 2 ziemlich harten Steigungen. Auf der ersten hat sich mein Vordermann mir in den Weg gelegt, dann musste ich stehen bleiben und rückwärts wieder runter. Hatte viel zu viel Zeit, darüber nachzudenken, hab Angst bekommen und wollte nicht mehr. Aber wohin also los und tatsächlich ohne größere Probleme in einem Zug durch getreckert. Oben auf dem Plateau angekommen war dann Stau. Stefan lag auf dem 2. steilen Abschnitt. Auf einer Kante hat sein Motorrad ihn abgeworfen und er ist im Salto nach hinten und das Motorrad ist liegen geblieben. Der Guide kam dann und hat ihm runter geholfen und sein Motorrad hoch gefahren. Ich wieder viel zu viel Zeit zum drüber nachdenken gehabt, schon der Panik nahe. Rückwärts ging nicht weil starkes Gefälle mit 90 Grad Kurve am Ende. Vorwärts geht nicht weil der Abschnitt zu schwer ist. Durchgeatmet, los gefahren und... In einem Zug oben angekommen. War gar nicht so schlimm. Das hat mir dann einen extremen Selbstbewusstseinsboost gegeben. Dann ging es eine Weile auf dem Bergkamm lang, noch eine "Treppe" hoch (ca 15cm Stufenhöhe und zwischen 50 und 100cm Stufentiefe, ca 30 Stufen), weiter auf dem Bergkamm lang, wieder einen krass engen Single Trail lang wo ich ständig mit den Fußrasten an Felsen hängen geblieben bin und hinten wieder runter. Die Abfahrt hatte es in sich. Schweres Geröll, diverse Drops zwischen 20 und 50cm (meist nicht ganz vertikal sondern mit etwas Gefälle, sodass man runter fahren kann aber dabei sehr schnell wird), viele Felsen, die man Fußrastenfreunlich navigieren musste. Aber mein Selbstbewusstsein war wieder hergestellt und damit war auch die Kraft wieder da. Das hat richtig Spaß gemacht.

Gestern Abend hab ich noch überlegt, abzubrechen. Jetzt freu ich mich auf morgen.

Krasse Tour, die einiges an Fahrkönnen abverlangt aber auch einiges an Übung und Aussicht zurück gibt.
Es macht tierisch Bock. Nur die Anreise hier runter ist halt hart. Für mich waren es 800km bis ins südliche BaWü und dann nochmal 600km mit Mitfahrgelegenheit bis hier hin.

treefighter
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Re: Endurotour Ligurien 16.-21.10.

Beitrag von treefighter » Mittwoch 19. Oktober 2022, 02:31

Geil!
Das würde mir auch gefallen.
Frei nach dem Motto: Du bist bereit für Offroad, wenn du beim Stürzen nicht mehr zuckst.
Viel Spaß noch! 💪

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Re: Endurotour Ligurien 16.-21.10.

Beitrag von Mehrheit » Mittwoch 19. Oktober 2022, 08:14

Danke für die sehr bildliche Beschreibung. Das sind all die Stellen, wo man keine Fotos machen kann :lol:

Viel Spaß und Kraft weiterhin......

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Ferganez
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Re: Endurotour Ligurien 16.-21.10.

Beitrag von Ferganez » Mittwoch 19. Oktober 2022, 09:37

Danke bwm für den Bericht! Wirklich klingt sehr interresant. Ich habe noch mal die Stehlin Seite angeschaut, da stehen ein paar Punkten, die ich gerne "übersehen" habe oder anders verstanden, und vlht das wäre dann Problem am Tour.
Z.B:
"Es gibt davon unzählige mit allen Schwierigkeitsgraden, die wir je nach Können der Teilnehmer fahren. Der Schwierigkeitsgrad orientiert sich hierbei am Leistungsstand der Teilnehmer. Mit zunehmendem Fahrkönnen steigern wir die Auswahl der Routen. "
" Wem das zu schwierig ist, der kann die Sektionen auslassen und auch, wenn es möglich ist, auf etwas weniger schweren Wegen die Sektion umfahren"
"Die Veranstaltung ist für den geübten Hobbyfahrer geeignet. Eine Sportenduro ist keine Voraussetzung. Die Teilnahme ist auch mit einer leichten Wanderenduro möglich."

Also, CRF300 Rally- leichte Wanderenduro?-Ja! (eben nein)
Bin geübter Hobbyfahrer?-Ja! (Überschätzung)
Wenn klappt es nicht, ich fahre dann einfach runter oder woanders.. (ist nicht so)
Wenn ich etwas kann nicht- da gibt es die Trainings und Anweisungen. Es soll klappen! ( Treppen fahren ist gut, aber ich erwarte etwas anderes).
Usw..
Ich war dort schon mehrmals mit MTB und die Singletrails was du gezeigt hast, sind wir mit dem Fahrrad gefahren. Ok, mit 80 kg schweres Motorrad soll das auch gut klappen, aber 150kg Rally, ist vlht schon grenzwertig.

Wünsche euch noch viel Spaß und bleib gesund!

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Re: Endurotour Ligurien 16.-21.10.

Beitrag von Herb » Mittwoch 19. Oktober 2022, 19:23

:D Den Bericht kann ich so bestätigen, nur....

muss ich zu meiner Ehrenrettung noch anmerken dass ich noch vor nicht einmal 5 Tagen noch unter Antibiotika stand und seit August nicht mehr Sport gemacht habe (quasi 2x Covid fast hintereinander)... :lol:

Aber es ist wirklich erstaunlich und absolut bewundernswert wie sich Alex als Flachland Tiroler und die 300er so schlagen!

Die Gruppa Touristica ist durchaus flott unterwegs, nur halten wir im Gegensatz zu anderen Gruppen mal an zum Trinken etc. Die anderen ziehen voll durch.

Aber das ganze bringt einen fahrttechnisch schon extrem voran!
Two beers or not two beers?!? 8-)

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Re: Endurotour Ligurien 16.-21.10.

Beitrag von Mago » Mittwoch 19. Oktober 2022, 20:41

Das klingt schon heftig!
Wenn ihr denn heutigen Tag geschafft habt, kann ja nicht mehr so viel passieren, oder?
War es der dritte?
An dem Tag passiert immer das meiste Unglück.
Ist zumindest beim exzessiven Ski fahren so.
Passt auf euch auf und habt Spaß!Gruß
Die Gegend da ist genial!
Gruß Mago

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Re: Endurotour Ligurien 16.-21.10.

Beitrag von Herb » Donnerstag 20. Oktober 2022, 19:49

Kurze Rückmeldung: auch den letzten Tag haben wir beide überstanden, Alex hat sich einmal heute morgen eine Steinstufe herunter gestürzt, hat sich nicht großartig verletzt, war dann nur etwas blockiert und ist ausgestiegen und den Rest Straße gefahren.

Bei mir hat es richtig gut geklappt, hab es nochmal laufen lassen und bin bis zum Schluss im Flow geblieben!

Fazit: wahnsinnig viel Fahrtechnik gelernt, irre Steigungen gefahren, super nette Leute kennen gelernt, eine tolle Landschaft genossen. Jederzeit wieder!

Nur Bilder gibt's heute keine! Zuviel gefahren.
Two beers or not two beers?!? 8-)

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Re: Endurotour Ligurien 16.-21.10.

Beitrag von bwm » Samstag 22. Oktober 2022, 16:34

Bin jetzt wieder zu Hause, daher jetzt mal mein Bericht von Tag 3 und 4 und Fazit

Tag 3 war richtig geil. Wir sind bis auf einen 1200m hohen Berg gefahren und danach noch ein ganzes Ende durch einen wunderschönen Laubwald. Schwierigkeitsgrad an dem Tag war Mittel. Aber auf dem Weg zum Mittag hat einer aus der anderen Gruppe sein Motorrad ziemlich böse abgelegt. Er weiß auch nicht genau, was passiert ist. Single Trail am Hang, auf einmal macht das Hinterrad einen Satz zur Seite und das ganze Mopped fällt vom Hang. Ca 45 Grad Böschung für etwa 5-6m, danach senkrechter Drop von etwas über 1m. Das Motorrad ist zum Glück unmittelbar vor dem senkrechten Drop liegen geblieben, er ist noch runter gefallen. Schutzkleidung hat ganze Arbeit geleistet (Helm war wohl ziemlich ramponiert) aber er hat sich das Handgelenk verknackst. Ist auf ca doppelte dicke angeschwollen. Am Mopped (80kg Montesa Trial Maschine) war nix.
Nach dem Mittag sind wir noch über einen Bergkamm lang, die "Treppe" vom Vortag in die andere Richtung (runter) gefahren und einen MTB Track runter. Ging trotz langsam schwindender Kräfte ganz gut von der Hand.
Am Donnerstag dann wollten meine Arme von Anfang an nicht mehr. Wir sind den MTB Track vom Vortag wieder hoch, weil einer seine Handschuhe dort verloren hatte. Auf Weg einen anderen Track wieder runter ist mir dann ein Malheur passiert. Rechtskurve zu weit gefahren, auf Steine rauf gekommen, Kontrolle verloren und einen ca 60cm Vorsprung runter gefallen. Ich bin frontal auf eine glatte Steinplatte drauf, da haben die Protektoren ganze Arbeit geleistet. Mein Motorrad hat sich auf den Kopf gestellt und lag dann entgegen der Fahrtrichtung.
DSC06393_copy_1440x810.jpg
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Danach hab ich dann für den Tag abgebrochen und bin nur noch über Straße zurück. Bevor noch was schlimmeres passiert.

Fazit kommt in nem separaten Beitrag

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Re: Endurotour Ligurien 16.-21.10.

Beitrag von bwm » Samstag 22. Oktober 2022, 17:11

Fazit ist etwas schwierig. Summa summarum war es endgeil. Ich bin Sachen gefahren, die es nirgendwo sonst gibt und die ich auch in einem anderen Kontext nie gefahren wäre. Hätte ich zu viel schiss vor gehabt. Ich habe extrem viel gelernt und extrem viel erlebt.

Die großen Abers sind Können, Kosten und Materialmord.

Können hatte ich ja schon mal angedeutet: man sollte schon ziemlich erfahren abseits von befestigten Wegen sein. Das ist definitiv keine Tour für Anfänger. Man muss ein paar Fahrtechniken (Vorderrad Lupfen, bergab mit Motorbremse und Hinterradbremse, bergauf mit GAAAAAAAAAS! etc.) können und sollte auch in "Wegfindung" schon ein wenig was erlebt haben (also auf der Strecke dann die kurzfristigen Entscheidungen fahre ich links über den Stein oder rechts in die Fahrrinne rein). Kondition ist auch so ein Thema. Ich bin mit knapp 100kg auf 1.75m klar übergewichtig, mache aber regelmäßig Sport (2 mal die Woche schwimmen) also ein bisschen Kondition hab ich schon. Das war gerade so ausreichend.
Gefahren wurden an 3,5 Tagen ca 400km, davon mehr als die Hälfte wirklich "Offroad"

Kosten sind nicht unerheblich
Gerundete Beträge:
1.000€ Kursgebühr inkl. Hotel (Halbpension)
125€ Einzelzimmer Aufschlag
90€ für 4*Mittagessen
35€ Getränke zum Abendessen (da war ich sehr sparsam)
30€ Sprit Motorrad
80€ Maut Schweiz (je 40 für Auto und Anhänger)
120€ Maut Italien
Und der Sprit auf der Anreise. Das ist höchst individuell. Aber wir hatten ab Löffingen (südlichstes BaWü) 600km one way. Macht also 1200km * 10L/100km * 2€/Liter Diesel = 240€
Zusätzlich hatte ich von Berlin nach Löffingen 800km one way also 1600km * 9L/100km * 2,20€/l Super Plus = 320€
Und zusätzlich noch je 60€ für Hotel in Löffingen.
(55€ für 5 Liter vom Guide selbst gemachtes Olivenöl)

Also rechnet je nach Anreisekosten mit minimum 1700€. Für 3,5 Fahrtage. Wenn man sich die Anreise zu zweit teilt bleiben trotzdem 1.500€ pro Person als Untergrenze.
Nicht falsch verstehen: ich finde den Preis für das gebotene Fair. Aber billig ist es trotzdem nicht.

Und dann noch der letzte Punkt : der Materialmord.
Geht davon aus, dass was kaputt geht. Grobe Stollenreifen (á là Six days extreme) sind absolute Pflicht. Die Reifen sind nach so einer Tour ca halb runter gefahren. Vorne ist die Profiltiefe noch gerade so okay aber an allen Blöcken sind Ausbrüche, teils erheblich (>50% weg gebrochen). Hinten ist die übrig gebliebene Profiltiefe geradezu lächerlich und die äußeren Zähne haben unterschiedlich starke Ausbrüche. In meinem Fall zusätzlich:
- Fußbremshebel wurde mehrfach nach hinten umgebogen (und manuell wieder zurück nach vorne)
Rahmen Unterzüge haben auf beiden Seiten Dellen und Kratzer
- durch den Kopfstand: Alu Gepäckträger ist komplett krumm und schief, Blinkerhalter hinten links gebrochen und Cockpit-Halter ist leicht verbogen
Reifen vorne
20221022_165928_copy_2016x1512.jpg
Reifen hinten
20221022_165941_copy_2016x1512.jpg
Gepäckträger
20221022_170042_copy_2016x1512.jpg
Würde ich es nochmal machen? Ja, aber nicht mit der CRF300L. Zu wenig Bodenfreiheit und viel zu schwer für sowas. Und nicht jedes Jahr weil ~2.200€ für 3 Tage fahren einfach echt ein bisschen viel sind.

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Re: Endurotour Ligurien 16.-21.10.

Beitrag von rso » Samstag 22. Oktober 2022, 19:04

Also Jungs, ich sage mal DANKE für eure Berichterstattung und dass wir fast live ;) dabei sein konnten.

Und mich hat vieles davon nicht überrascht.
Klar, das Kostenkapitel kann jeder grob selbst überschlagen. Mit einem Veranstalter ist immer ne andere Hausnummer als wie wenn man das selber versucht zu machen, wobei man das auf die Streckenwahl bezogen selten hinbekommt, man "spart" halt bei Essen, Unterkunft und den sonstigen "Gruppenzwängen" (Allein wärt ihr bestimmt einiges nicht gefahren, was man aber in der Gruppe dann doch macht - mit mal positiven wie evtl. auch negativen Folgen).

Letztlich ist es oft ein bleibendes Erlebnis und irgendwann erzählt ihr euren Kindern oder Enkeln oder sonstwem davon.

Mein persönliches Gefühl ist, dass sich der Markt für solche Touren heute (anders als vor 30 Jahren) hauptsächlich "nur" in 2 Richtungen rausgebildet hat: 1x für die dicken Reiseenduros und 1x für Hardenduros.
Beides nichts, wo die CRF und der Durchschnittsfahrer so richtig reinpassen. Eigentlich schade,
Für mich alten Sack wäre eure Tour viel zu hart gewesen.

Aber es hat Spaß gemacht mitzulesen und von früheren Zeiten zu träumen :D
cu
Rainer

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