nachdem mich die Anfrage eines Forenmitglieds erreicht hat, was es bei der Bosnia Rally zu beachten gäbe, und ob die kleine CRF dort ausreicht hier kurz meine Erfahrungen.
Was erwartet einen dort?
Unendlich geile Landschaften, freundliche Menschen und endlos Spaß, aber auch sackensteile Auffahrten und Abfahrten auf losem Untergrund, stundenlanges Dauergerüttel über felsigen Untergrund, kurvige, rutschige, enge Forstwege, tiefe Schlammlöcher, tiefe Wasserdurchfahrten, Enduro-Singletrails, superstaubige Schotterstraßen...
Die 250er passt da schon. Evtl. macht eine kürzere Übersetzung Sinn, also ein 13er Ritzel statt dem originalen 14er, ich war im technischen Gelände schon sehr oft im 2. Gang und manchmal sogar im 1. in Serpentinen oder Schlamm.
Es war eine Dame dabei, die mit tiefergelegter 250L sehr sehr gleichmäßig dahingetuckert ist, und dadurch nicht einmal langsam war.
Meine manchmal rowdiehafte Fahrweise sorgte dagegen dafür, dass ich das Motorrad schon auch mal erst wieder aufheben musste.
Ein ordentliches Fahrwerk lohnt sich und ordentliche Reifen, also z.B. Enduro-Wettbewerbsreifen, aber in der härtesten Mischung. Unsere CRF haben nicht so viel Drehmoment, da halten Enduro-Reifen die Woche durch.
Hatte selbst allerdings Dunlop MX Reifen drauf in 110/90 hinten und 80/100 vorne mit dicken Heidenau Motocross Schläuchen, kein Plattfuß. Hatte die Reifen erst in Bosnien gekauft und genommen, was da war. Der Geomax MX71 vorne bekommt allerdings eine klare Empfehlung.
Robuste Hebelschützer mit Alu- oder Stahlbügel nicht vergessen.
Ersatzhebel mitnehmen, alle, Hand, Fuß, rechts, links. Und vorher anschauen, wie man die wechselt.
Reduziertes, aber passendes Werkzeug für die Etappen zusammenstellen.
Schlauch wechseln üben, mit dem Werkzeug, welches du auch mitnimmst. Das Terrain ist sehr steinig/felsig, es gab einige Platten. Manche sind mit Mousse gefahren, dann aber besser das harte Rally Mousse (!).
Unbedingt vorher schon mit der Navigation beschäftigen und die Technik im Griff haben. Es gab so viele, die nicht klar kamen.
Falls mit Roadbook gefahren werden soll, ist eine Lenkerfernbedienung notwendig. Digitales Roadbook geht auch, aber damit rechnen, dass gleißender Sonnenschein und Staub auf dem Display dafür sorgen können, dass man nichts mehr erkennt.
Vorher Ausdauer und Kraft trainieren, einige hatten schon am ersten Tag Fitnessprobleme. Laufen gehen mit Sprint-Intervallen, Liegestütz, Mountainbiken.
Die Tage sind lang, und es kann dort brutal heiß werden im Sommer.
Du solltest vorher ein wenig deine Grenzen kennen und wissen, wenn du einen Pause brauchst.
Vor einer Etappe überlegen, wo man sie abbrechen oder abkürzen kann, falls einem die Puste ausgeht.
Denn wenn die Kraft ausgeht, baut man Unfälle.Nicht alleine fahren, eine Gruppe mit ähnlicher Geschwindigkeit und Motorradtyp suchen.
Rucksack mit großer Trinkblase lohnt sich, es gibt aber genug Gelegenheit sie nachzufüllen. Ich habe teilweise 4,5 Liter getrunken ohne Pinkeln zu gehen.
Fahrtechnik üben
, Vollbremsungen auf Schotter, Fahren im Schlamm, steile Auffahrten, steile Abfahrten. Auch mal bergab kleine Absätze runter etc. Bremskontrolle bei Abfahrten üben.Da helfen auch Fahrtechnikvideos auf youtube zur Vorbereitung und einfach mal einen Tag auf einem Endurogelände buchen.
Und bei der CRF einfach auch trauen, den Motor etwas zu drehen. Immer daran denken, die Nennleistung liegt erst bei 8500 U/min an.
Kein Sportluftfilter, es ist sehr staubig.
Öl vorher wechseln, ein 10W/40 Motul war top.
Gabeldichtungen vorher reinigen, Seal Doctor oder ähnliches Tool besorgen um notfalls unterwegs Dreck rauskratzen zu können.
Stabile Endurostiefel besorgen und die vorher eintragen, die müssen passen, ihr tragt sie evtl. 10h am Tag
Ich habe in meinen Sporteinlagen drin, meine Plattfüße haben es gedankt.
Einfach davon ausgehen, dass sich die 1500km wie 5000 anfühlen, für euch und das Motorrad.
Werde noch ein paar Bilder nachreichen.
Edit: Angaben zu meinen verwendeten Reifen angepasst.
