Houston wir haben ein Problem

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straymotocats
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Houston wir haben ein Problem

Beitrag von straymotocats » Mittwoch 4. März 2020, 06:31

Hallo zusammen,

vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an uns, wir (Lukas und Stefanie – Straymotocats) sind im August zu einer einjährigen Tour mit unseren beiden 2017er CRFs aufgebrochen. Den Plan von Kanada nach Südamerika zu fahren haben wir zwar zwischenzeitlich etwas abgeändert, aber wir sind nach wie vor unterwegs. Nachdem wir zwei Monate Kanada von Ost nach West durchquert haben sind wir entlang der Westküste durch die USA gereist und sind dann schließlich drei Monate quer durch Mexiko gefahren. Kürzlich haben wir Mexiko wieder verlassen und sind in die USA eingereist um letztendlich, so der Plan, im Sommer zurück in Halifax/Kanada zu sein.

Im Moment sind wir in Louisiana, kurz vor New Orleans. Quasi auf den Spuren von Easy Rider...

Unsere Motorräder haben bisher treue Dienste geleistet. Seit dem ersten August sind wir in etwa 18.500 km gefahren, haben bisher einen Ölwechsel (bei 10 tkm) gemacht und dabei den abgefahrenen Heidenau K60 gegen einen Mitas E07 Hinterreifen getauscht. Der K60 Vorne sieht im Moment so aus, als würde er uns zurück nach Deutschland bringen :-) Ansonsten hatten wir bei ca. 20.000 km beim Händler in Kalifornien noch präventiv das Ventilspiel und die Steuerkettenspannung prüfen lassen.

Soweit so gut, oder auch nicht:

Vor einigen Wochen, im mexikanischen Hochland, fing Stefanies Maschine an, bei Volllast immer wieder für einige Sekunden auszugehen und dann wieder anzuspringen. Wir hatten zuerst die dünne Luft auf 2700m im Verdacht, aber Lukas Maschine lief problemlos. Wir tauschten die Tankdeckel und hoben den Tankrucksack an um ein Unterdruckproblem auszuschließen. Anschließend reinigten das Sieb im inneren der Benzinpumpe sowie den Luftfilter. Im Sieb waren tatsächlich einige Partikel und da wir seit beginn der Reise ein zweites Sieb am Tankeinfüllstutzen haben, vermuten wir, dass die Verschmutzungen wohl aus dem Acerbis Zubehörtank stammen.

All das schaffte jedoch keine Abhilfe und es kristallisierte sich heraus, dass die Aussetzer systematisch immer dann auftauchten, wenn die Maschine sehr heiß war (bspw. Wenn wir im Stau bei dreißig Grad Standen, dieser sich auflöste und wir im Autobahntempo weiterfahren konnten).
Zudem kündigten sich die Aussetzer durch Leistungsverlust bei Vollgas an. Eine Leuchte leuchtete nie auf und auch sonst machte es den Eindruck, dass die Lüfter beider Motorräder immer nahezu zur gleichen Zeit ansprangen und auch wieder ausgingen. Stefanies Maschine ist ansonsten auch immer die leichter beladene Maschine, was bedeutet, dass Fahrerin und Gepäck zusammen vermutlich unter 100 kg wiegen.

Als nächstes tankten wir Vpower mit 91 Oktan (Mehr gibt`s nicht in Mexiko) und ein Additiv um mögliche Verunreinigungen im Sprit auszuschließen. Als auch das nichts half, bauten wir eine neue Zündkerze ein und tauschten die Zündspulen untereinander. Die Kerze war etwas brauner als die nahezu neuwertig aussehende der zweiten Maschine, was aber vielleicht auch eine Folge der Aussetzer war. Danach tauchte das Problem für bestimmt 1500 km nicht mehr auf, wobei der Motor auch nie wirklich heiß wurde.

Vor einigen Tagen, in Houston (wir haben ein Problem...), tauchte der Fehler plötzlich wieder auf. Wieder war es heiß und wieder standen wir vorher im Stau. Spontan steuerten wir einen Honda Händler an und baten die Mechaniker den Fehlerspeicher auszulesen.
Es gab nur eine einzige Fehlermeldung die leider undatiert und wenig aussagekräftig war: „Einspritzungsfehler“ – und alle Werte außer Temperatur (197 F und Speed 3 mph) waren auf Null. Sie meinten, dass trete auf, wenn bei eingeschalteter Zündung der Stecker der Einspritzanage abgezogen wird (vielleicht die Werkstatt in Kalifornien) und hätte nichts mit unserem Fehler zu tun.

Die Jungs wirkten jedenfalls sehr professionell und waren ausgesprochen hilfsbereit. Sie meinten wir sollen das Sieb der Einspritzung ersetzen. Wir setzten entgegen, dass bei einem verstopften Spritfilter der Fehler ja auch bei niedrigen Temperaturen auftreten würde, aber sie blieben dabei und wussten sonst auch keine Lösung. Immerhin waren sie so begeistert von unserer Reise, dass sie uns für die halbe Stunde Arbeit mit immerhin drei Mechanikern nichts berechneten :-)

Wir jedenfalls wissen nun wirklich nicht mehr weiter. Der Fehler ist zwar im Moment sehr berechenbar und in gewissem Maße auch vermeidbar, aber kann auch gefährlich werden.

Jetzt unsre Frage an euch: Hat irgendjemand eine Idee oder Ahnung woran das noch liegen könnte?

Hier nochmal zusammengefasst:
Wenn die Maschine sehr heiß ist und der Gasgriff bei höherem Tempo (>50 kmh) im letzten Drittel geöffnet ist, geht der Motor unvermittelt aus und startet nach einigen Sekunden wieder durch Anrollen. Wird weitergefahren häufen sich die Aussetzer und zwischen ihnen ist ein deutlicher Leistungsverlust im Volllastbereich spürbar. Ist der Motor abgekühlt, tritt das Problem nicht mehr auf.

Viele Grüße aus den sumpfigen Südstaaten ;)

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Re: Houston wir haben ein Problem

Beitrag von Mago » Mittwoch 4. März 2020, 08:21

Moin Stephanie,moin Lukas.
Auch wenn ich im Moment auch keine Idee habe,was es sein könnte,werde ich mich mal erkundigen und hoffe,hier findet sich einer,der eine Idee hat.
Lieben Gruß und allzeit gute Fahrt.
Mago aus Sehnde

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Re: Houston wir haben ein Problem

Beitrag von Steve » Mittwoch 4. März 2020, 09:53

Hallo,
ich befasse mich auch gerade mit Aussetzern allerdings ist meine CRF noch neu und hat erst 1600km runter.
Wenn ich euern Text richtig interpretiere setzt der Motor richtig aus und geht in den Schiebebetrieb und zündet dadurch selbstständig wieder?
Meine Maschine wippt immer nur kurz, als würden einzelne Zündungen weg bleiben, wenn man es auf die Zündung schieben will.

Da ihr schon die hauptsächlichen Teile quer getauscht habt, denke ich gerade bei einem totalaussetzer an den Schalter der sich im Ständer befindet. Das wiederrum kann ich aber mit der Wärme nicht in Verbindung bringen.

Meine hat diese kurzen Aussetzer auch nur wenn ich ca. eine Stunde unterwegs bin.

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Re: Houston wir haben ein Problem

Beitrag von Micha » Mittwoch 4. März 2020, 18:43

Hallo allerseits,

euer Fehler klingt nach Spritmangel, ein Volllastproblem. Ähnlich war es an meinen Vergasermotorrädern, wenn der Benzinhahn verstopft war.

Ist bei dem Acerbis die Belüftung über den Tankdeckel? Der Originaltank hat ja an der Unterseite einen Belüftungsschlauch, der abknicken könnte.

Für Druck und Fördermenge gibt das Handbuch Werte vor. Habt ihr das Handbuch da? Ich habe es von der MD38 als amerikanisches PDF, da ist es Kapitel 7-7. MD44 habe ich nur gedruckt da.

Können Rückstände aus dem Tank die Einspritzdüse verstopfen?

@Steve, den Seitenständerschalter könnte man überbrücken, der schaltet nur gegen Masse. An der CB500 sieht das so aus:
https://www.cb500-wiki.de/doku.php?id=e ... erschalter
Das müsste man mal auf die Verkabelung der CRF übertragen, da läuft es wohl ähnlich.
Dateianhänge
benzinmenge.JPG
benzindruck.JPG
Viele Grüße,

Micha

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Re: Houston wir haben ein Problem

Beitrag von Steve » Mittwoch 4. März 2020, 21:02

Micha,
das ist auch ein guter Hinweis für mich.
Da ich kurz aufeinander 2 neue CRF hatte ist mir aufgefallen das die Kraftstoffpumpe der 2019er einen rauheren Laufton macht.
Ich versuche dem mal nachzugehen.

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Re: Houston wir haben ein Problem

Beitrag von straymotocats » Mittwoch 4. März 2020, 21:54

Hallo zusammen,

vielen lieben Dank für die vielen Antworten und Anregungen!

Beim Seitenständerschalter würde der Fehler vermutlich nicht so berechnbar auftreten, aber ein Versuch wäre es wert.

Die Tankentlüftung hatten wir auch zu allererst im Verdacht, aber auch das Tauschen der Tankdeckel sowie das Fahren mit geöffnetem Deckel halfen nicht. Die Idee mit der Fördermenge ist sehr gut. Das Prüfen des Drucks ist vermutlich eher schwierig aber die reine Mengenprüfung sollten wir problemlos hinbekommen.

Das Sekundärluftsystem haben wir übrigens auch auf aüßere Schäden geprüft. Im Handbuch steht beschrieben, wie die Membrane geprüft wird, das könnten wir villeicht noch machen wenn der Tank mal ab ist. Vielleicht hat der Mechaniker bei der Ventilspielkontrolle da einen Fehler gemacht. Könnte ein Problem mit dem Sekundärluftsystem vielleicht zu Problemen führen oder wäre das nur im Leerlauf spürbar?

Sobald wir gutes Wetter und einen schönen Platz zum Schrauben haben, werden wir das bei beiden Maschinen prüfen, die Filter nochmals begutachten und schließlich noch die Benzinpumpen beider Motorräder gegeneinander austauchen.

Wie das mit der Motortemperatur zusammenhängen soll ist uns allerdings nach wie vor schleierhaft. Bei einem verstopften Vergaser hatte ich das auch schon, aber dann war es temperaturunabhängig.

Könnte es ansonsten noch etwas mit der Einspritzung zu tun haben?

Viele liebe Grüße und DANKE nochmal für eure Gedanken!
Stefanie und Lukas

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Re: Houston wir haben ein Problem

Beitrag von Micha » Mittwoch 4. März 2020, 22:00

An den Seitenständerschalter glaube ich bei Stefanies CRF auch nicht, das ging eher an Steve. Euer Problem hängt ja mit der Leistungsabforderung zusammen.

Ich denke immer noch an die erwähnten Bearbeitungsrückstände und überlege, ob die irgendwo "dicht machen". Was ist mit der Belüftung, läuft die bei Acerbis über den Deckel? Wahrscheinlich...

Die Spritleitung unter dem Tank hat ja einen Schnellverschluss. Kann da eine Dichtung gequetscht sein? Honda meint ja, die müsse jeweils neu nach dem Öffnen.

Bei der Ventilspielkorrektur macht man zumindest an der CRF wenig falsch. Die Nockenwellen bleiben ja drin, man kann also bei den Steuerzeiten keinen Fehler machen.

SLS kann durch Undichtigkeiten zu Nebenluft/Abmagerung führen, da reicht es aber, äußerlich die Schläuche abzusuchen. Das System führt ja Frischluft in den Abgaskanal, also nach der Verbrennung, aber die Zuleitung kann man sich mal ansehen.

Zumindest das MD38-Handbuch gibt es als PDF überall im Netz (Google, hilf!). Für die MD44 müsste es das Haynes-Buch in den USA geben.
Viele Grüße,

Micha

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Re: Houston wir haben ein Problem

Beitrag von straymotocats » Mittwoch 4. März 2020, 22:31

Hallo Micha,

das MD 38 Handbuch haben wir in deutsch als Papierbuch und haben es als Scan dabei.

Leider konnten wir den Filter einzeln noch nicht aufteiben und auch Honda rät im Handbuch zum Tausch der ganzen Pumpe... Wir werden es nochmal bei einem Händler verschuchen den Filter als ganzes zu erhalten.

Der Filter zieht sehr großflächig und nur im unteren Bereich waren Partikel. Wir hatten ihn dann mit benzin ausgespült und ca. eine messerspitze schmutz entfernt.
20200207_175953.jpg
20200207_175953.jpg (17.8 KiB) 3810 mal betrachtet
Das mit dem Schnellverschluss ist noch eine Idee, wobei der Tank jetzt schon zwei mal runter war und auch nichts leckt.

Genau, die originale Leitung ist totgelegt und die Entlüftung läuft über den Deckel. Deckeltauch und Fahren ohne Deckel bzw ohne Tankrucksack brachten nichts.

Wie gesagt, die nächste Idee ist der Tauch der gesamten Pumpe bzw einfach der Tanks samt Pumpen.

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Re: Houston wir haben ein Problem

Beitrag von Micha » Mittwoch 4. März 2020, 22:40

Ich glaube nicht, dass ihr den Filter ersetzen müsst. Das Ding hält normalerweise doch ewig.
Viele Grüße,

Micha

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Re: Houston wir haben ein Problem

Beitrag von Micha » Freitag 6. März 2020, 18:39

Hallo Lukas und Stefanie,

Ich habe eben per WhatsApp noch einen sehr guten Tipp bekommen (danke, Willi!).
Der Zusammenhang mit den hohen Temperaturen und Vollast könnte auf Dampfblasenbildung hindeuten!
Ich überlege gerade, ob evtl. ein Abschirmmaterial (alukaschierte Matte) unter dem Tank die Motorhitze vom Tank fernhalten sollte, um ein Aufheizen schon im Tank zu verhindern? So etwas gibt es beim Auto zwischen Auspuff und Karosse oder Tank, z.B. auf Schrottplätzen!
Viele Grüße,

Micha

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