Durch das Sauerland mit der CRF

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Micha
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Durch das Sauerland mit der CRF

Beitrag von Micha » Sonntag 7. Juli 2019, 11:42

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Gestern Abend bin ich von meiner (eher spontanen) Sauerland-Tour zurück gekehrt. Spontan, weil ich es auch dieses Jahr wieder nicht packe, die Tour in die Berge zu machen. Spontan auch, weil ich drei Tage nach Rügen wollte und exakt an diesen drei Tagen dort Sauwetter herrschte. Und wenn man eh nur drei Tage Zeit hat und die dann auch noch im kalten Nieselregen fahren soll, ist das blöd.

Also Sauerland. Ich habe dort schon ein paar Mal Touren gemacht und es nie bereut. Mein Lieblingsort Lennestadt ist rund 250 km "kürzeste Strecke" entfernt von mir. Aber "kürzeste Strecke" ist genau das, was ich nicht wollte. Sowieso nicht, aber nachdem ich mich dann nach etwas Überlegung entschied, die CRF zu nehmen (ich hätte auch noch die beiden Hornets nehmen können), erst recht.

Die CRF ist nicht mein Lastesel. Für die 900er Hornet habe ich z.B. ein 55-Liter-Topcase. Das schluckt auch Haustiere und Motorroller. Für die CRF muss eine Hecktasche mit vielleicht 15 Litern reichen. Also bleiben Stereoanlage, Kühlschrank und Kleiderschrank zu Hause. So wie früher, als Du auch nicht fünf Hosen und drei Pullover brauchtest. Das macht es irgendwie besser, finde ich. Minimalismus und Motorrad passen gut zusammen.

Also kleines Gepäck und eine an die CRF angepasste Strecke ohne große Bundesstraßen. Ich navigiere mit kurviger.de, da kann man im Netz planen und den Kurzlink auf das Handy übertragen. Die Kurviger Pro-App für das Handy kostet etwa 3 Euro, glaube ich, und hat ihren Job weitestgehend gut gemacht.
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"Kahler Asten", 842m ü. NN

Meine App-Bewertung:
Ich habe meine ersten Touren mit kurviger Pro hinter mir und bin sehr zufrieden. Navigation klappt prima, es war auch problemlos möglich, Abstecher zu machen und dann zur Route zurück zu kehren. Eine Navigationshilfe zur Route gibt es aber nicht, biegt man einmal falsch ab oder ist noch nicht auf dem Track, wird lapidar "Route verpasst" angesagt und man ist für die Rückkehr zur Strecke auf sich selbst gestellt. Ich habe aber gleich mehrfach auf einer Rundtour durch das Sauerland falsche Ansagen bekommen. Die Route wird korrekt angezeigt, also z.B. das Abbiegen nach rechts auf die Nachrechtsstraße. Dazu kommt die Ansage "Biegen Sie links ab in die Nachlinksstraße". Den Tipp, man könne zum Stromsparen den Bildschirm abschalten und nach Ansage fahren, würde ich darum keinesfalls teilen. Dazu sind die Ansagen über Bluetooth teils merkwürdig. In zwei Kilometern kommt eine Abzweigung. Erste Ansage: "Scharf rechts abbiegen auf die K181st!" Man erschrickt. Zweite Ansage: "In einskommafünf Kilometern abbiegen auf die K181st!" Dritte Ansage: "...biegen auf die K181st!" Denkt man beim ersten Mal noch, man müsste JETZT abbiegen, relativiert kurviger das erst bei der der zweiten Ansage. Offenbar schluckt Bluetooth manchmal die ersten Silben des Satzes. Warum an Zahlen "st" angehängt wird, also Autobahn siebenst und Bundesstraße achtzehntst, weiß ich nicht. Aber ich wusste, was gemeint war -und ide paar Euro für die App gingen in Ordnung
Zurück zur Tour und der CRF.
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Irgendwo im Nirgendwo im Sauerland

Ich bin von der Wedemark (nordöstlich von Hannover) über den Deister, das Weserbergland und den Solling zum Rothaargebirge und weiter ins Sauerland gefahren. Nur kurz ging es mal auf Bundesstraßen, den Rest über Land- und Kreisstraßen (oft üblen Zustands). Auch kurze Schotterstücke waren dabei. Die Anfahrt war rund 300 km lang und dauerte gut sechs Stunden.
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Lennestadt-Milchenbach ist ein typisches kleines Dörfchen im Sauerland, eingebettet in sanfte Hügel

Im Sauerland selbst hatte ich in Lennestadt-Milchenbach ein schönes Zimmer für ganze 33,50 inklusive Frühstück als Ausgangsbasis. Eine himmlische Ruhe und echt gemütlich!

Am zweiten Tag bin ich auf Rundtour gegangen, mit dem Biggesee als westlichem und Winterberg als östlichem Ende.
https://www.sauerland.com/Media/Touren/ ... Winterberg
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Gut Kalberschnacke
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Matjessaison!
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Biggesee

Die Tour habe ich ausgedehnt und dabei den Biggesee komplett umrundet. Tipp: das Gut Kalberschnacke direkt am See bietet einen urgemütlichen Biergarten und leckeres Essen.
Mit An- und Abfahrt zur Tour war ich wieder rund 300 km unterwegs.
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Treffpunkt am Biggesee
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Listertalsperre bei Attendorn

Der dritte Tag war für die Abreise vorgesehen, ich habe aber einen Teil der Tour des Vortages noch einmal gefahren und bin erst dann nach Hause. Der Rückweg mit einem Stopp auf dem Treffpunkt Köterberg und einer weiteren Weserberglandrunde nahm fast 400 km ein und dauerte wieder neun Stunden.

Insgesamt war ich an drei Tagen 1000 km unterwegs.

Die CRF mit ihren 25 PS und ihrer Endurobank wird von manchen nicht recht ernst genommen, wenn es um solche Touren geht. Ich denke anders darüber und war froh, mit der CRF da gewesen zu sein. Es fängt damit an, dass ich gerne mal Straßen ausprobiere -je schmaler, desto besser. Manchmal endet so eine Straße aber irgendwo oder wird immer schmaler. Möchtet ihr dann die Sechszentner-Adventure GS Rally Tenere wenden? Ich nicht.
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Strecke zum Panoramapark

Auch die Bank ist kein Komfortsofa, erledigt ihren Job aber kaum schlechter als eine Durchschnittssitzbank am Straßenmotorrad. Vom Nicht-Komfort einer Hard-Enduro ist sie jedenfalls weit entfernt. Mit ein paar Positionswechsel waren die vielen Stunden im Sattel gut zu bewältigen.

Und die Leistung?

Die CRF fährt Tacho 140 Spitze. Das würde auch mal für Autobahnen reichen, aber vor allem ist es mehr als genug auf kleinen Straßen. Klar, wenn es es steil bergauf geht wie auf der langen Steigung zum Rhein-Weser-Turm bei Lennestadt, bollert man nicht im sechsten Gang da hoch. Hier fehlt schon mal Hubraum, um etwas Durchzug zu verschaffen. Was solls; entweder dreht man die Gänge dann aus oder akzeptiert eben mal, dass im Fünften bei 65 Schluss ist. Mich hat keiner gehetzt; auch Autos kommen da ins Schnaufen. :P
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CRF-Land!

Viel interessanter: das Wechselspiel Gas auf, Gas zu, Kurve, Gas auf und so fort. Das klappt super mit der CRF. Serpentinen, die es auch im Sauerland häufig gibt, lassen viel Vertrauen in die CRF entstehen. Die Serienreifen von IRC hatten genug Grip und wenn man erst mal verinnerlicht, dass man auf der CRF schon viel früher wieder herausbeschleunigen kann und muss als mit dem Sportler, wird man auch zunehmend schnell unterwegs sein. Strecken wie die abgebildete (wiederum bei Lennestadt zum Panoramapark führend) kann man sehr flüssig fahren, selbst bei buckliger Piste. Die beim Kauf mit 420 km noch sehr zögerlich agierenden Bremsen haben im Laufe der Kilometer an Biss zugelegt und sind nun "bergtauglich".
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Selbst Wirtschaftswege haben landschaftlich viel zu bieten

Verbrauch

Die CRF ist eh schon ein Sparschwein. Drei Liter verspricht Honda, die schaffe ich auch. Erstaunlicherweise lag ich auf der Tour (mit wenig Kaltstarts und eher langen Strecken) trotz mehr abgeforderter Leistung bei nur noch 2,9 Litern. Phänomenal! Eher schon doof: durch meine Streckenwahl bin ich oft zwischen zwei Tankstellen 100 km und mehr unterwegs gewesen. Hier treibt der kleine Tank mir dann doch den Schweiß auf die Stirn. Warum blendet kurviger.de eigentlich keine Tankstellen als POI ein? Beim nächsten Mal nehme ich definitiv den "Fuel Friend" mit!

Mein Fazit:

Die CRF als Tourenmotorrad? Ja, sicher! Auch und gerade in den Bergen. Wichtig ist, sich bewusst für die "Kleine" zu entscheiden und Fahrten um sie herum zu planen. Je kleiner und trampeliger die Strecke, desto besser. Es gibt unendlich viel zu entdecken, woran man mit dem Boliden im Eilzugtempo vorbei rauscht. Wer nicht "Strecke machen" will, findet auch in der 250er einen tollen Partner. Obwohl...1000 km in drei Tagen sind nicht schlecht. Und ich bin nicht wie gerädert vom Bock gefallen. Nur zu zweit würde ich das nicht wollen. Ich brauche die Bank für mich alleine und möchte auch die 25 PS mit niemandem teilen, von Kurzstrecken mal abgesehen.
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Zum Abschluss traf ich auf dem Köterberg (am Schnittpunkt Niedersachsen, NRW und Hessen) übrigens Gerd mit seiner XT250. Beim Vergleich "alt gegen neu" waren wir uns in einem Punkt schnell einig: es muss nicht immer das große Motorrad sein :D
Viele Grüße,

Micha

Nie schrauben Sie die Füller Heizkörper Motor
zu vermeiden, Hitze Sonnenbrand.
(Auszug Bedienungsanleitung Beta Rev 250 4T)

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Mago
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Re: Durch das Sauerland mit der CRF

Beitrag von Mago » Montag 8. Juli 2019, 13:30

Moin Micha.
Wenn wir auch unsere gemeinsame Fahrt verschoben haben, so blieb uns doch die Chance, ähnliche Erfahrungen zu sammeln.
Bei meiner Fahrt nach Carlsberg, in der Pfalz, war ich auch am überlegen, ob die CRF die richtige Wahl ist.
Das lag allerdings mehr an der Sorge, mehr als 500 km an einem Tag würde zur Tortur für mich und meinen A...
Vorsorglich nutzte ich ein Lamm Fell und war begeistert. Bei um die 40 Grad am Sonntag war es sehr angenehm kühl.
Ich kann hierzu nur schreiben: Einfach machen!
Die Kleine kann das, wenn Du nur daran glaubst;-)
Und das Tanken für weniger als einen Zehner nach 200 km ist einfach schön.

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Re: Durch das Sauerland mit der CRF

Beitrag von RoteZora » Samstag 13. Juli 2019, 21:16

Moinsen Michael,

vielen Dank für Deinen tollen Reisebericht! Darüber habe ich mich gefreut und ihn sehr gerne gelesen. Super!

Grüße von der RotenZora

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